HelfRecht Methodik

Rhetorik für Frauen:
Keine Angst vorm Reden!

von Ilse Kelly

Männer sind anders. Frauen auch. Dies gilt ganz besonders in puncto Kommunikation. Und hier speziell bei Auftritten vor Publikum sei es bei Vorträgen, Reden und Referaten oder „nur“ in Besprechungen und Meetings: Da agieren die meisten Frauen ganz anders als ihre männlichen Kollegen.

„Das sollten Sie doch eventuell anders angehen.“ – „Vielleicht könnten wir irgendwie zu einem Konsens kommen.“ Von wem stammen diese Aussagen wohl? Von einem Mann oder einer Frau? Richtig, solche einschränkenden, zögerlichen Statements sind typisch für Frauen.
Die Aussagen werden dabei oft noch weiter abgeschwächt durch die Art der „Darbietung“:
Vorgebracht mit einer relativ leisen, unsicheren Stimme, verhallen sie nicht selten ungehört.
Greift womöglich ein Mann später im Gespräch dieselbe Idee auf und verkauft sie selbstbewusst als seine eigene, ist der Frust groß. Wieder einmal hat sich im Berufsalltag der spezifisch Weibliche Stil der Kommunikation als ein Handicap erwiesen.

Körpersprache bestimmt maßgeblich den Eindruck

Auf der anderen Seite haben die Frauen den Männern auch einiges voraus, was ihre Art der Kommunikation betrifft: Frauen kommunizieren oft lebendiger und verständlicher als Männer. Sie setzen mehr auf Interaktion, weil sie mit ihren verbalen Beiträgen eine Beziehungsebene zwischen den anwesenden Personen herstellen.

Zudem hängt für sie das Selbstwertgefühl nicht so sehr von der erlebten Anerkennung ihrer Redebeiträge ab.
Gemeinsam haben Männer und Frauen, dass bei der Kommunikation die Körpersprache, die Stimme und die Sprechweise eine immense Rolle spielen. Diese drei Faktoren sind wesentlich wichtiger als der Inhalt des Gesagten. Wie viel genau, da variieren die Untersuchungsergebnisse, doch sind sie sich grundsätzlich einig, dass über die Hälfte des Eindrucks durch die Körpersprache bestimmt wird und rund ein Drittel durch die Stimme.

Die Körpersprache also macht der Löwenanteil aus. Ganz wichtig: Körpersprache und Inhaltmüssen zusammenpassen. Das Fatale an der Körpersprache ist, dass sie weitgehend unbewusst abläuft
Zu den körpersprachlichen Signalen, die wir an andere aussenden, gehören der Blickkontakt, die Körperhaltung, die Gestik und Mimik sowie das äußere Erscheinungsbild. Für den Blickkontakt während eines Vortrags oder Referats, aber auch bei Besprechungen gilt: Nicht irgendeinen Punkt im Raum fixieren, sondere dem Auditorium direkt ins Gesicht schauen. Es sollten alle Zuhörenden möglichst gleichrangig berücksichtigt werden, sofern das Publikum nicht zu groß ist. Sind sehr viele Zuhörer anwesend, sollte die Sprechende öfters die Blickrichtung wechseln.

Haltung spricht Bände

Auch die Haltung sagt viel aus. Unter Anspannung sitzen viele Frauen beispielsweise so: Der Allerwerteste nimmt nur die vordere Hälfte der Sitzgelegenheit ein, die Beine sind übereinander gelegt und gegebenenfalls etwas nach links versetzt. Die Arme werden ziemlich eng am Körper gehalten, die Hände liegen im Schoß oder sind verschränkt. Besonders frei atmen kann so niemand. Und sicher fühlen kann man sich in dieser Körperhaltung auch nicht.
Für Samy Molcho, Pantomime und Spezialist für Körpersprache, ist es ein Mangel an Selbstbewusstsein, wenn jemand so wenig Platz beim Sitzen beansprucht. Die Alternative: Po und Oberschenkel nutzen die komplette Sitzfläche, die Füße stehen fest auf dem Boden, ein Arm ruht auf der Stuhllehne und der andere liegt auf den leicht auseinander stehenden Oberschenkeln.

Ähnliche Unterschiede in der Körpersprache von Frauen und Männern zeigen sich auch im Stehen: Frauen wechseln gerne zwischen Stand und Spielbein, sie haben somit keinen festen Stand. Hier sollten sie den Männern abschauen, wie sich in der Körperhaltung Standfestigkeit im buchstäblichen Sinne und Dominanz ausdrücken: fest mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, die Beine etwa hüftbreit auseinander, die Knie locker und die Fußspitzen leicht auseinander. Standsicherheit gibt Selbstsicherheit. Rücken und Kopf sollten gerade gehalten werden. Ein schräg geneigter Kopf, typisch für Frauen, signalisiert Unsicherheit und zum Teil sogar auch einen Hang zur Koketterie, die im Berufsalltag unangebracht ist.

Was die Gestik betrifft, ist für viele das größte Problem: Wohin mit den Händen? Generell gilt, dass sich im Sitzen und Stehen gleichermaßen eine offene Haltung empfiehlt. Schulter und Ellbogen sollten locker sein, die Hände offen, denn so lässt sich die Gestik am besten umsetzen Starr und unbeweglich Kommt eine Rede nicht gut „rüber“. Mit sparsam eingesetzter; wirkungsvoller Gestik hingegen wirkt ein Vortrag lebendig. Zudem betont der Vortragende mit Gesten, was er sagt. Er setzt Prioritäten. Gesten visualisieren das Gesagte, sie sprechen für sich. Außerdem hilft Gestik durchaus auch. Lampenfieber zu kanalisieren

Die Mimik dagegen drückt Gefühle aus. Am wichtigsten dabei ist das lächeln, wobei Frauen eher dazu neigen, zu viel oder aus Verlegenheit zu lächeln. Mit häufigem Lächeln drücken Sie Harmlosigkeit und Friedfertigkeit aus. Besser: Nur lächeln, wenn es angemessen ist, nicht öfter.

Zu all diesen Aspekten bietet die einschlägige Rhetorikliteratur viele Tipps, Infos und Übungen. Dies gilt auch für den Bereich des äußeren Erscheinungsbildes. Gepflegt sollte es sein und zum Anlass passen. Außerdem sollte frau sich in ihrem Outfit wohl fühlen. Die Farben müssen zum Typ passen und so gewählt werden, dass sie Selbstsicherheit und Souveränität signalisieren.

Erinnern wir uns: Stimme Sprechweise bestimmen zu über einem Drittel den Gesamteindruck. Hier tendieren Frauen ebenfalls zu Unsicherheiten, indem sie zu leise, zu schnell und teilweise monoton oder falsch moduliert sprechen. Hier hilft nur Training, um ausreichend laut und in einem angemessenen Tempo zu sprechen und die wichtigen Sequenzen und Satzteile zu betonen. Auch auf die Modulation kommt es an: Eintönigkeit ist verpönt. Die Sprechweise muss zum Gesagten und zu den jeweiligen Satztypen passen bei einem Aussagesatz wird die Stimme gesenkt, bei einem Fragesatz entsprechend am Satzende gehoben.

Bliebe noch die Stimme selbst. Die ist bei Frauen von Natur aus höher als die männliche und neigt dazu, unter Belastung unangenehmer und schriller zu werden. Dies ist einer der typisch weiblichen Aspekte, denen man sich zum Beispiel am Institut für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim widmet, wo seit kurzem spezielle Rhetorik Seminare nur für Frauen angeboten werden. Im Training geht es auch um die Nervosität, das Lampenfieber von Frauen, die vor größerem Publikum sprechen sollen. Das haben zwar auch Männer, doch kommt der, Frauen mal wieder ihr Drang zum, Perfektionismus in die Quere.

„Frauen haben einen zu hohen Anspruch an ihre Leistung“, erklärt Trainerin Clara v. Sydow, die das Institut für Rhetorik zusammen mit Sven Hochreiter führt. „Und außerdem‘, wollen sie diesem ohnehin zu hohen Anspruch möglichst zu 100 Prozent – wenn nicht sogar mehr – gerecht werden!“ Das Gut-Sein-Wollen und die gesteigerten Ansprüche könnten dann zu Blockaden führen. Also empfiehlt es sich auch hier, ein bisschen herunterzuschrauben, Niemand erwartet, dass frau eine perfekte „Performance“ hinlegt, kleine Unzulänglichkeiten sind durchaus erlaubt, sie wirken oft sogar sympathisch.

 

Fünf Tipps für den erfolgreichen Rede-Auftritt – aus unserem Rhetorik für Frauen Seminar

1. Bauen Sie keine Barriere auf: Die Rednerin muss Kontakt mit ihren Zuhörern haben. Statt eines trennenden Rednerpultes empfiehlt sich ein Tisch oder ein Notenpult oder ein improvisierter Aufbau.
2. Halten Sie keine Lesung, sondern einen Vortrag: Die Zuhörer müssen zum Hinhören, Mitdenken und Mitfühlen animiert werden.

3. Legen Sie sich Gedächtnisstützen an: Besser als Stichwort auf Postkartengroßen Zetteln sind so genannte topische Gedächtnisstützen, DIN –A-4-Bögen mit fünf rechteckigen Flächen, in denen die Grundgedanken notiert sind.

4. Wechseln Sie öfters mal die Stimmlage: Durch das Durchdenken und Erfühlen der Worte entsteht das Sprachmelos.

5. Aufbau der Rede:

  • Stufe 1: Spannung erzeugen oder Interesse wecken
  • Stufe 2: Das Thema oder den Zweck in den ersten Sätzen nennen
  • Stufe 3: Die in Stufe 2 aufgestellten Behauptungen durch logische Gedankenführung beweisen
  • Stufe 4: Statistiken, Tabellen, Bilder zur Illustration des Gesagten einsetzen
  • Stufe 5: Durch Beispiele Vorstellungen erzeugen
  • Stufe 6: Aufforderungen zur Handlung oder Anregung zur Reflektion