Der erste Schritt zur Kommunikation: „Ich sehe Dich…“

Wenn sich Angehörige eines bestimmten südwest- afrikanischen Stammes begegnen, sagen sie zur Begrüßung: „Ich sehe Dich“ („Sawubona“).
Halt! Nicht schnell weiterlesen. Konzentrieren Sie sich doch drei Sekunden auf diesen Gedanken, auf diese Begrüßung: „Ich sehe Dich“.
Empfinden Sie, was dahinter steckt?
Stellen Sie sich die Situation vor: Zwei Menschen treffen sich, stehen sich eine Sekunde schweigend gegenüber, sehen sich an und sagen dann: „Ich sehe Dich“.

Das geht doch nicht, das ist doch ungewöhnlich in unseren Breitengraden. Sie haben recht, es kommt nicht darauf an, diesen Satz wörtlich zu übernehmen, aber könnte uns dieses Beispiel nicht Anregungen geben für unsere Begegnungen?

Wenn wir mit einem Menschen zusammentreffen – nicht sofort drauflos reden, nicht irgendwelche konventionellen Floskeln murmeln, sondern den Mut haben, eine Sekunde zu schweigen, ihn anzusehen und dann zu denken: Ich sehe Dich.

Ist es nicht der erste Schritt zur Kommunikation?
Ist es nicht die Basis des Gespräches, des Meetings, der Rede?
Dass wir den Andern wirklich sehen?
Aus dem Ansehen entsteht der gegenseitige Kontakt.
Aus dem Sehen entsteht das Erkennen, das richtige Einschätzen des Andern.

Aber ist das nicht etwas Selbstverständliches, tun wir das nicht sowieso? Nein, nein, nein, meistens sehen wir nur uns selbst. Sind wir nicht in erster Linie auf uns, jeder auf sich selbst konzentriert? Zwei Menschen sprechen miteinander, aber oft ist es kein Dialog, sondern zwei Monologe werden gehalten.

Sie könnten Ihre Gespräche mit noch so viel sprachlicher Finesse, intellektueller Beweglichkeit und immensem Fachwissen anreichern – wenn Sie keinen Kontakt mit Ihrem Gegenüber haben, kommen Sie bei ihm nicht an.

Wir haben uns das Ziel gesetzt: „Ankommen“. Die Basis des Ankommens ist der Kontakt. Kontakt kommt aus dem Lateinischen, man kann es mit „Berühren“ übersetzen. Und ist das gegenseitige Ansehen nicht die erste Berührung? Und wenn aus dieser ersten Berührung dann noch die konzentrierte körperliche Berührung des Händedrucks kommt, dann ist die Begegnung da, dann ist der erste Kontakt da.

Vor einiger Zeit sagte ein Seminarteilnehmer: „Wissen Sie, diese Masche des Ansehens gefällt mir.“ Sind Sie bei dem Wort „Masche“ nicht auch etwas enttäuscht? Es steckt verdammt mehr dahinter. Es steckt dahinter die Konzentration, die konsequente Konzentration auf die Person und die Worte des Andern.

Es ist also die bewusste Konzentration auf den Andern. Finden Sie nicht auch, das ist gerade in unserer Zeit, in der Zeit der Reiz-Überflutung so schwierig. Wir werden immer wieder abgelenkt, von uns, von dem Andern, von unseren Gedanken.

Und vielleicht liegt in dem Fokus auf den Andern eine Hoffnung, ein Wunsch, eine Sehnsucht, den Andern wirklich zu sehen, Kontakte zu finden.
Der Funke muss überspringen.

Folgende Themen könnten Sie auch interessieren:

News Now
Weg von abgenutzten Floskeln.
DER Newsletter für erfolgreiche Kommunikation.
  • Wieso, weshalb, warum? Kommunikation verstehen und verbessern
  • Wertvolles Wissen zu professioneller Rhetorik und Kommunikation
  • Praxistaugliche Tipps von DVCT-zertifizierten Coaches
Abbildung des momentum Ratgebers.
Gratis-Ratgeber für Newsletter-Abonennten mit exklusiven Inhalten auf 64 Seiten