Rhetorik-Newsletter Ausgabe vom 09.11.2004

Sie erinnern sich noch
an den Streit,
den Sie mit einem Kollegen
oder an die Auseinandersetzung,
die Sie in der Sportplatz-Kneipe hatten?
Wie war der Klang
Ihrer Stimme?

Sie schimpften,
wurden ausfallend und wütend.
Die Stimme wurde
von dem Gemütswechsel beeinflusst.
Stimmung und Wirkung
Ihrer Stimme sind eng miteinander verbunden.
Das Zittern im ganzen Körper,
veränderte Ihre Stimme ungünstig.
Eine flach- und eng liegende Piepsstimme
wirkt genauso abstoßend,
wie eine leise, kraftlose Stimme –
wenig überzeugend.

Wenn Sie wirklich Erfolg
haben wollen,
sollten Sie über eine weittragende,
klangvolle und resonanzreiche Stimme nachdenken.
Eine klare, ein- und ausdrucksvolle
Stimme können Sie trainieren.
Durch Stimm- und Sprechtraining
können Sie Ihre Stimme
zu einem kräftigen
ausdauernden Organ heranbilden.
Sie werden immer Erfolg haben!

Ist die Geige die Rettung?

Wann haben Sie zum letzten Mal
die Klänge einer Geige gehört?
Vielleicht sagen Sie jetzt:
das ist schon lange her.
Ja richtig, in der modernen Band
erklingt kaum noch eine Geige.
Warum? Ist die zeitgemäße Musik lauter,
härter geworden?
Passen die weichen Töne der Geige nicht mehr
zu unserer Epoche?
Manchmal kann man die Menschen
und Ihre Zeitepochen
mit Musikinstrumenten vergleichen.
Beim nächsten Gespräch,
bei der nächsten Diskussion
schließen Sie doch einmal
für einen Moment die Augen.
Konzentrieren Sie sich nur auf das Zuhören.
Vergleichen Sie dann die Stimmen,
die Sprechweisen mit einem Musikinstrument.

Der kräftige Mann vielleicht, der viel spricht
und sich dabei die Schweißtropfen
von der Stirn wischt –
hört es sich nicht an
wie kurze Trompetenstöße?
Und jetzt antwortet die schlanke, spitze Dame.
Sie spricht wie Marschmusik
von Flöten gespielt.
Und der Herr Anwalt mit den grauen Schläfen –
hat er nicht eine tönende Stimme wie Orgelmusik?
Aber hören Sie auch zu bei dem jungen Mann
mit dem wilden Blick.
Ja, das hört sich an wie Trommelwirbel.
Sein Freund bestätigt es mit kurzen wuchtigen Sätzen.
Er spielt die Pauke zu dem Schlagzeug.
Gefällt Ihnen der Schwarzhaarige?
Er sagt nicht viel, aber klingt sein melodisches Lachen
nicht wie Gitarrenklänge?
Und die Mutter zeitloser Schönheit
sammelt sich in ihrem Gesicht
und ihre Stimme ist wie ein Klavierkonzert
von Mozart.
Ihr Mann hat noch gar nichts gesagt
oder seine Einsätze wurden von den
anderen übertönt
Aber jetzt hat Ihn der Trommelwirbel gestellt.
Sollte man diese Reaktionäre nicht vernichten,
fragt er?
Alle schweigen so, als hebe der Dirigent den Taktstock.
Dann gibt er dem Mann der Mutter
das Einsatzzeichen.
Leise melodische Töne kommen von ihm,
die dann lauter und heller werden.
Aber immer klangvoll und einfühlsam
bleiben wie bei einer Geige.
Ist die Geige die Rettung? Warum?

Weil Einfühlungsvermögen und Sensibilität
das Fundament zum Auskommen
mit den Mitmenschen sind?
Ja, aber zu den psychologischen Gründen
kommt noch die physische
sprechtechnische Begründung.
Erinnern Sie sich noch?
Bei unserer Newsletter-Reihe über die Sprache,
dachten wir beim letzten Mal
über die Schönheitskur für das Sprechen nach.
Wir haben von der 1. Station,
vom Atem gesprochen.

Heute kommen wir zu den nächsten Wirkkräften,
die unser Sprechen beeinflussen:
Kehlkopf und Resonanz.
Der Kehlkopf ist ein empfindliches Knorpelgebilde.
In ihm sind feine Härchen, die Stimmlippen.
Wenn der Atemstrom darin vorbeikommt,
bringt er diese Härchen zum Vibrieren.
So entsteht der Grundton des Sprechens.

Es ist noch nicht das,
was wir als Sprechen vernehmen.
Es ist so, als hätten Sie eine Geige
ohne Kasten, ohne Holz
und würden nun mit dem Bogen
über die Saiten streichen.

Jetzt hören Sie etwas
aber nur ein nicht angenehmes Kratzgeräusch.
Die klangvollen Töne
kommen erst durch den Resonanzboden,
durch das Mitschwingen im Holz.
Und so wie die Saiten der Geige empfindlich sind,
so ist es auch mit unserem Kehlkopf.

Haben Sie es nicht schon selbst erlebt?
Sie gehen im Winter aus Ihrem warmen Büro
auf die Straße.
Sie unterhalten sich mit einem Kollegen.
Sie atmen beim Sprechen durch den Mund
die kalte Luft ein.
Was kann dann passieren?
Ja, Sie werden heiser.
Sehen Sie, wenn wir den Kehlkopf
schon durch kalte Luft verletzen können
um so mehr dann, wenn wir beim Sprechen
den Kehlkopf einzwängen.

Probieren Sie es mal.
Drücken Sie das Kinn auf die Brust
und sprechen einen Satz.
Halt! Nicht mehr!
Haben Sie bemerkt
wie unangenehm das Gefühl
im Kehlkopf ist?
Wie gepresst das Sprechen nun klingt?
Wenn Sie diese Kopfhaltung beim Sprechen haben
und viel oder laut sprechen müssen,
ist es nur eine Frage der Zeit
bis Sie heiser werden,
bis Sie den Kehlkopf verletzt haben.

POLITIKER IN GEFAHR!

Achten Sie mal darauf,
wenn Sie einen Politiker reden sehen.
Im Fernsehen bei einer Großaufnahme.
Sie sehen es dann,
wie manch einer beim Reden
den Kehlkopf einpresst.

Herr Brandt war ein Opfer dieser Sprechstellung.
Von seiner Kehlkopfoperation
wurde ja damals in der Presse berichtet.

Ob Herrn Stoibers Kehlkopf
die nächste Wahl noch übersteht
ist sehr fraglich.
Besonders bei den lebhaften dynamischen Rednern,
ist die eingezwängte Sprechweise gefährlich.
Unsere Gesundheitsministerin
müsste eigentlich alle konventionellen Rednerpulte verbieten:
Alle Rednerpulte, bei denen man zu lange nach unten sehen muss,
und so den Kehlkopf einzwängt.

Aber was ist nun zu tun?
Um den Kehlkopf zu schonen,
um die Stimme klangvoller zu bekommen?
Probieren Sie es selbst aus:
Sprechen Sie einmal „a“ und summen danach ein
„m“. Haben Sie es gehört? Wo das „a“ gebildet wird?
Ja, ganz hinten im Hals und das „m“
vorne zwischen den Lippen.
Summen Sie bitte einige Sekunden ein „m“ –
Die Lippen müssten dabei vibrieren.
Und nun legen Sie beim Summen die
Hand auf den Kopf. Fühlen Sie es?
Die Schädeldecke vibriert ähnlich wie der
Resonanzkasten der Geige.
Und das kann die Rettung sein
für manchen Berater, für manchen Chef,
für viele Politiker,
für viele, die oft reden müssen.

Die Rettung der Stimme sind Stimmübungen.
Summen Sie morgens im Badezimmer
ein Lied auf „m“. Im Autoradio Lieder auf „m“ mitsingen.
Wenn es auch komisch klingt, wenn Sie auch kein Caruso
oder eine Callas sind:
Summen Sie, wo Sie stehen und gehen.
Lassen Sie das Summen zu einer Angewohnheit werden.
Sie retten damit Ihren Kehlkopf.
Wenn Sie einige Wochen diese Stimmübungen gemacht haben,
ist Ihr Kehlkopf schon etwas entlastet,
Ihre Stimme wird mehr vorne gebildet und klingt klangvoll
wie bei einer Geige.
Und danach bekommen Sie weitere Ratschläge
für das klangvolle, deutliche Sprechen