Schlagfertigkeit: Techniken und Methoden

Souverän kommunizieren im Sinne der Schlagfertigkeit können wir trainieren. Es gibt viele Techniken und Methoden – gemeinsam ist Ihnen, dass sie den Basis-Anforderungen an Schlagfertigkeit entsprechen müssen.

  • Sie müssen schnell, am liebsten blitzschnell, abrufbar sein
  • Sie passen zur Situation und Kontext des Angriffs, sind also passend
  • Entsprechen unserem eigenen Mut-Muskel. Spontan reagieren heißt nämlich auch, mit den evtl. hervorgerufenen Konsequenzen zu leben. Und das braucht manchmal etwas Mut.

Es gibt am Tag bestimmt unzählige Situationen, in denen wir uns wünschen, schlagfertig zu sein. Verbal dagegenzuhalten, uns zu behaupten.

Es gibt hierfür eine riesige Auswahl von Methoden und Möglichkeiten, um spontan zu reagieren. Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl vor, ganz bewusst beschränkt auf ein übersichtliches Kompendium. Wenn Sie diese ausprobieren, verinnerlichen, umsetzen und variieren, geht’s weiter mit der nächsten Stufe. Mal sehen, was noch geht!

Erstes Unterscheidungsmerkmal unserer vorgestellten Techniken: Der Grad der Vorbereitung. Wichtig ist es erstmal, dass wir überhaupt eine Antwort zur Verfügung haben, also lieber ETWAS sagen als GAR NICHTS sagen. Wir müssen uns nur trauen, etwas auf die Tonspur zu bringen. Spontan und ohne Zeitverzögerung Und das geht am ehesten mit Dingen, die wir schon kennen. Haben wir es geschafft und im Zeitrahmen von 2 Sekunden eine Antwort hervorgebracht, ist das der allererste Schritt. Und beim nächsten mal wieder. Und dann wieder. Und dann haben wir uns so daran gewöhnt, dass wir uns auf die nächste Stufe wagen können und spontan und unvorbereitet antworten.

Die Grundausstattung

Unsere Grundausstattung besteht aus vorgefertigten, vorbereiteten Antworten. Diese sind in der Regel so generell gehalten, dass sie in mehrere Kontexte passen. Das ist wichtig, damit sie schnell abrufbar sind. Ihre Schlagfertigkeit besteht beim Einsatz einer Antwort der Grundausstattung nun darin, andere nicht merken zu lassen, dass Sie vorbereitet sind.

Vor allem bei Kränkungen oder Scherzen zu Ihren Lasten: Tun Sie so, als hätten (akustisch) nicht verstanden, was der andere gesagt hat. Durch ein einfaches „Ich habe nicht verstanden, was Sie mir damit sagen möchten….“ bitten Sie um Wiederholung des verbalen Angriffs. Damit signalisieren Sie: „Ich habe die Kränkung wahrgenommen, ich und die anderen auch…!“ Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Gegenüber den Angriff wiederholt. Und wenn, dann ist es ihm oder Ihr sehr unangenehm…

Wie ein Kleidungsstück „One size fits all“ sind diese Standard einzusetzen. Es sind Formulierungen, die sie jederzeit anbringen können. Elegant, so wirklich passend und filigran gearbeitet sind diese Formate (die Kleider wie die Formulierungen) zwar nicht gerade, aber sie sind jedenfalls schlagfertig. Legen Sie sich einige Standards zurecht, damit diese Methode ihre Wirkung behält, prüfen Sie bitte: passen Sie im Wording/im Setting zu mir? Oder würde ich „im wirklichen Leben“ so etwas nie sagen. Nutzen Sie nur solche Formulierungen, die ansatzweise zu Ihnen passen. Alles andere wirkt gestelzt und unnatürlich. Jeder würde bemerken, dass dies keine authentische, spontane Antwort ist, sondern eine vorbereitete.

Beispiele:

„Wie gut, dass Sie so gut Bescheid wissen…“

„Das freut mich zu hören…“

„Sie sind ja ein guter Beobachter…“

Wichtig: Seien Sie stets auf der „Jagd“ nach guten, wirkungsvollen Sprüchen. Und wechseln Sie Ihr Repertoire häufiger. Sonst laufen Sie Gefahr, zum „Sprücheklopfer“ zu werden, der nur nervt und dem keiner wirklich gerne zuhört.

Nehmen wir uns Redner aus Wirtschaft und Wissenschaft zum Vorbild: Hier werden gerne Zitate eingeflochten, die ihren Charme daraus beziehen, aus einem ganz anderen Umfeld zu stammen. Es werden Welten miteinander verknüpft, die auf den werden Blick nichts miteinander zu tun haben. So wird häufig zitiert aus „Der kleine Prinz“ oder „Der Zauberer von Oz“ oder aus Werken von Hermann Hesse. Gerade im Wirtschaftskontext wird gerne aus der Welt der Phantasie zitiert. Vorsicht bitte vor sog. „Bildungsbürgerzitaten“. „Schon Cicero sagte…“, „Um Catull zu zitieren:…“. Diese wirken oft angestaubt und können überheblich rüberkommen.

Legen Sie sich auch hier eine Reihe von Zitaten zurecht. Sammlungen hierfür gibt es genügend. Denken Sie dabei auch an Zitate von Schauspielern oder Fußballer.

Die Flexiblen

Diese Methoden sind leicht gängige Formeln, die Sie schnell abrufen können. Und dann im nächsten Schritt mit Leben füllen sollen. Die schnelles Denken und freies Assoziieren voraussetzen. Die mit Wortbrücken, Fragetechniken und blitzschnellen Umformulierungen funktionieren. Die lernbar sind. Und Spaß machen. Weil Sie im Besten Fall den Ball spielerisch zurückgeben und der weiteren Kommunikation Boden bieten.

1. Besser …(dieses)… als ….(jenes)

Insbesondere bei verbalen Angriffen, die auch persönlich gemeint sein können. Dieser Methode liegt eine rasch greifbare Formel zugrunde: Den Vorwurf/Einwand aufgreifen und anmerken, dass dies (a) besser ist als irgendetwas anderes (b).
Punktet und ist in heiklen Situationen schnell abrufbar.

Beispiele:

„Besser eine verschnittene Frisur als eine unmodische Krawatte!“

„Besser eine verschnittene Frisur als einen verschnittenen Charakter“

2. Gegenfrage

Die Königsdisziplin der Kommunikation. Wer fragt, führt. Und in heiklen Situationen führen Sie, in dem Sie den Ball zurückwerfen und gezielt nachfragen. Weichen Sie ständige Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen Ihres Gegenübers auf. Oft passiert bei Vorwürfen nichts anderes. Dinge werden verallgemeinert, Bedeutungen weggelassen oder anders dargestellt. Ihr Instrumentarium: die Klassischen W-Fragen. Bohren Sie nach: Wer genau? Was genau? Womit genau? Wie genau? Nun ist der andere in der Erklärungsnot. Tja, stimmt, wie genau habe ich das nun gemeint?

Bitte verzichten Sie in diesem Zusammenhang auf die Frage nach dem „Warum“. Sie ist auch in diesem Fall nicht zielführend, weil sie höchstens eine Antwort auf der Problem- und Vorwurfsebene erhalten werden.

3. Paraphrasieren – in einen anderen Rahmen setzen

Knacken Sie den Vorwurf, den verbalen Angriff, in dem Sie mit eigenen Worten wiederholen. Natürlich nicht Wort für Wort. Hier haben Sie die Chance, um das Ganze einen ganz anderen Rahmen zu setzen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • In einen positiv-en Rahmen setzen („Sie meinen also….dass…..“, „ Wenn Sie damit … meinen, stimme ich Ihnen absolut zu…“) Formulieren Sie den Angriff so, dass die angegriffene Eigenschaft für einen anderen Kontext etwas positives ist. Geben Sie dem Angriff ein neues Etikett. Was negativ scheint, ist in Wahrheit etwas Positives! Puff. Luft rausgenommen.
  • Oder Sie formulieren den Angriff so, dass er als wirklicher Angriff wahrgenommen wird. Von Ihnen und von Ihrem Gegenüber. Nun haben Sie den Ball zurückgespielt und der andere ist an der Reihe. Sie haben Luft, zu planen und zu entscheiden, wie Sie weiter vorgehen möchten. Vermutlich wird es eine Konfrontation geben –und Sie nehmen die Zügel in die Hand, damit umzugehen.

4. Beobachter-Technik

Sie gehen bewusst in die Position eines neutralen Beobachters, der analysiert, was auf der kommunikativen Ebene gerade passiert. Und das benennen Sie, verpackt in Frageform:

„Bemerken Sie auch, dass wir gerade die sachliche Ebene verlassen?“

„Was meinen Sie, könnten Sie mir das auch in einem ruhigen Ton sagen?“

„Merken Sie auch, dass Ihr Feedback eher eine plumpe Kritik ist als eine sachliche Information?“