12 Möglichkeiten, eine Rede zu beginnen und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
Wollen Sie sich nur auf Ihr Glück verlassen?
Zwölf Möglichkeiten, eine Rede zu beginnen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Der erste Eindruck ist entscheidend und der letzte bleibt.” Dieser Merksatz wird von vielen Rednern zu wenig beachtet. Gerade die Einleitung und die Begrüßung können und sollen einen besonderen Aufmerksamkeitswert beim Zuhörer erreichen. Insbesondere bei der Einleitung und der Begrüßung bei einer Rede entscheidet der Zuhörer fast instinktiv, ob er Ihrer Rede oder Ihrem Vortrag auch weiterhin interessiert folgen wird oder nicht.
Um es möglichst praxisnah darzustellen, gehen wir davon aus, dass Sie eine Rede zum Thema „Der Wert des Ehrenamts als bürgerschaftliches Engagement” halten werden. Sie können die Beispiele für die Begrüßung bei einer Rede natürlich auf Ihr Thema anpassen.
Welche Eröffnungsmöglichkeiten gibt es?
1. Die ernste Einleitung:
Neun von zehn Reden und Vorträgen beginnen mit ernsten Ausführungen. Es ist die einfachste und gebräuchlichste Methode. Ein guter rhetorischer Vortrag unterscheidet sich jedoch gerade von diesem üblichen Beginn. Nur in wenigen Fällen (zum Beispiel Trauerrede) ist dies noch immer die beste Einleitungsform.
Beispiel: „Deutschland ist in Europa ein echtes Land des Engagements. Fast jeder Dritte ist aktiv in einem Verein, einer Bürgerinitiative, einer Aktionsgruppe, einer Brauchtumspflege. Ehrenamtlich, engagiert, emotional. Ob Kegelverein oder Elterninitiative, ob Partei oder Stadtteilverschönerungsverein, das Land lebt vom Engagement seiner Bürger.”
2. Die humorvolle Einleitung:
Diese Methode hilft sehr oft, das Eis zu brechen. Selbst sachliche Themen können so etwas aufgelockert werden. Bei bestimmten Themen verspricht auch eine Prise schwarzer Humor durchschlagenden Erfolg.
Beispiel: „Ob Junggesellen oder Alte Herren, ob Kegler oder Kraxler, ob Atomkraftgegner oder Naturschützer, nur im Verein ist der Deutsche wirklich er selbst, da ist er wohl organisiert und gut aufgehoben. Darum hat das Deutsche Vereinsrecht mehr Worte als die Menschenrechte.”
3. Die Einleitung des Vortrags mit einem Zitat:
Nicht nur zu Beginn, auch während einer Rede oder einer Präsentation erzielen Sie mit einem Zitat meist einen hohen Aufmerksamkeitswert. Achten Sie jedoch darauf, dass das Zitat nicht zu sehr aus dem Zusammenhang gerissen scheint.
Beispiel: „Oscar Wilde ist nicht immer leicht zu verstehen. Wie meint er das, wenn er sagt: ‚Ich möchte niemals einem Verein angehören, der solche Kerle wie mich aufnimmt.’”
4. Die Einleitung mit einem Reim:
Eine sehr schwierige Form der Einleitung, da Sie eigene Gedanken in Reimform bringen wollen. Kein Wunder, wenn dann solche Zwei- oder Vierzeiler den Zuhörern noch lange in Erinnerung bleiben.
Beispiel: „Im Vereine, im Vereine, da ist der Mensch nicht gern alleine.”
5. Die historische Einleitung:
Diese Form erinnert an den Aufbau eines Aufsatzes während der Schulzeit. Die Einleitung des Vortrags richtet sich auf die Vergangenheit (was war), der Hauptteil auf die Gegenwart (was ist) und der Schlussteil auf die Zukunft (was wird). Insgesamt gesehen wird ein geschichtlicher Rückblick – neben dem ernsten Beginn – nicht so gut ankommen wie die anderen aufgezeigten Möglichkeiten.
Beispiel: „Ob Zünfte oder Sekten, ob Landsmannschaften oder Vereine, ob Studentenverbindungen oder Festausschüsse, seit Zeiten des Mittelalters ist der Mensch bestrebt, sich mit seinesgleichen aktiv zu verbinden, Bünde zu bilden, Gemeinschaft zu feiern und zu zelebrieren.”
6. Die Einleitung mit dem persönlichen Erlebnis:
Sie erzählen am Anfang Ihres Vortrages oder Ihrer Präsentation ein persönliches Erlebnis, das zu der vorgegebenen Thematik passt. Diese Geschichte soll jedoch unbedingt den Tatsachen entsprechen. Sonst besteht die Gefahr, dass jeder Zuhörer schnell merkt, dass Sie nur eine hervorragende Einleitung bringen wollten.
Beispiel: „Wie viele von Ihnen wissen, bin ich seit frühester Kindheit Mitglied im FC Köln. Und glauben Sie mir, in dieser Gemeinschaft habe ich in den letzten Jahrzehnten Himmel und Hölle und alles dazwischen erlebt. Das Engagement für den Spitzensport quasi als eine Schule fürs Leben.”
7. Die Einleitung mit einem aktuellen Ereignis:
Es ist immer von Vorteil, wenn Sie bei Ihren Ausführungen einen aktuellen Bezug herstellen können. Fast jedes Sachthema lässt sich durch eine aktuelle Information oder Meldung besser einleiten.
Beispiel: „Wie Sie alle wissen, haben wir in unserer Gemeinde nicht nur immer weniger Gläubige, sondern auch immer weniger Pfarrstellen. Das ruft uns Laien auf den Plan, wir sehen, dass wir gebraucht werden, wir sehen, wo sich Lücken auftun und wir ahnen, wo und wie wir die schließen können.”
8. Die Einleitung mit einem Anknüpfungspunkt:
Es ist die einzige Form der Einleitung, die Sie auf Ihrem Stichwortzettel nicht schon vorher festlegen können. Sie beginnen Ihre Ausführungen mit einer Tatsache, die Ihnen direkt vor Ihrem Redebeginn aufgefallen ist. Sie knüpfen also zum Beispiel an die Wahl des Ortes, an die Personenzahl, an das Wetter an. Sie können zum Beispiel auch an die Worte des Vorredners anknüpfen.
Beispiel: „Eines kann ich Ihnen versprechen: Wir werden hier und heute nicht auseinandergehen, ohne einige Menschen gewaltig gefeiert zu haben. Für Jahre ihres Wirkens, für ihre stetige Aktivität für unsere Gemeinschaft, für ihr ausdauerndes Engagement, für ihr Fürunsdasein.”
9. Die Einleitung mit einer rhetorischen Frage:
Sie ist eine der elegantesten Möglichkeiten für den Beginn einer Rede oder eines Vortrages. Auf die rhetorische Frage erwarten Sie keine Antwort. Im nachfolgenden Satz beantworten Sie Ihre Frage selbst. Die rhetorische Frage ist gleichzeitig ein hervorragendes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu wecken.
Beispiel: „Was wäre das für eine Republik, meine Damen und Herren, wenn ein jeder Mitbürger sich für eine Aufgabe engagieren würde, ob in den Kirchen oder Gewerkschaften, ob im Sport oder Umweltschutz, in der Traditionspflege oder im Brauchtum, wenn jeder diese eine Sache hätte, für die er sich aus purer Begeisterung einsetzen würde?”
Die rhetorische Frage ist ein klassisches rhetorisches Mittel und wird häufig in der Praxis verwendet.
10. Die provozierende Einleitung:
Von einer Provokation der Zuhörer selbst ist dringend abzuraten. Wenn die Zuhörer erst ein Antipathiefeld gegen Sie aufgebaut haben, wird Ihnen die inhaltlich beste Rede nicht den gewünschten Erfolg bringen. Selbst eine provozierende These sollten Sie nicht in Form einer Feststellung, sondern in Frageform bringen.
Beispiel: „Wissen Sie eigentlich, welchen materiellen Wert unsere ehrenamtliche Arbeit hat, was unsere Tätigkeit für den Tierschutz dem Staat jedes Jahr spart? Unsere Arbeit hat einen materiellen Wert im dreistelligen Millionenbereich, das möchte ich gerade mal für Sie ausrechnen.”
11. Die Kontra – Einstellung:
Dieser Beginn hat einen großen Überraschungseffekt beim Zuhörer. So können Sie zum Beispiel bei einem Vortrag über die „Vorteile der Sicherheitsgurte” die Nachteile der Sicherheitsgurte vorab nennen.
Beispiel: „’Sport ist Mord‘, sagte Churchill und er mag bei 260 schweren Skiunfällen im Jahr ein ganz klein wenig Recht haben. Aber wer die Zwingli-Abfahrt im Februar mitgemacht hat, wer bei unserer Zermatt-Skiwanderwoche dabei war, der erinnert sich an glückselige Momente in der ganzen weißen Waldeswinterpracht, der weiß: ‚Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.’”
12. Die Einleitung und Begrüßung mit einem Zuhörerkompliment:
Eine immer wieder erfolgreiche Methode, um bei den Zuhörern eine positive Stimmung zu erzeugen. Schon in früheren Jahrhunderten wurde diese Umarmungstaktik („captatio benevolentiae“ genannt) angewandt.
Beispiel: „Weil Sie so aktiv sind, ist die passive Sicherheit so groß. Weil Sie schon morgens an den Brennpunkten des Verkehrs sind, ist kein Schüler im vergangenen Jahr zu Schaden gekommen. Sie sind nicht nur die besten Schülerlotsen in diesem Ort, Sie sind auch Helden des realen Lebens. Dafür danke ich Ihnen.“