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Die Pause als dramaturgisches Mittel

„Und der Gewinner ist…“ Castingshow, 1 Minute vor Abpfiff. Bis wir Zuhörer endlich  erfahren, wer nun der Gewinner ist, gehen wir durch gefühlte minutenlange Pausen des Moderators. Er hebt wieder an, wiederholt seine Worte und…. Pause….
Was bei einer Castingshow als gewöhnliche Effekthascherei daherkommt, ist für Ihre Präsentation ein wichtiges Gestaltungselement. Denn das gesprochene Wort lebt von der Stimmdynamik. Monotones und langweiliges Sprechen ermüdet, Zuhörer wie Sprecher.

Nutzen wir rhetorische Pausen als ein Stilmittel, um zu strukturieren und Wirkung zu erzeugen. Wann setzen wir nun diese Pausen? Und wieviele? Was ist das richtige Maß, damit die gewünschte Wirkung entstehen kann?

Grundsätzlich unterscheiden wir bei den rhetorischen Pausen, ob Sie VOR oder NACH einem Wort gesetzt werden.

1. Spannungspausen
Sie werden VOR das Wort gesetzt, das Sie betonen möchten. Eine kurze dramatische Pause erzeugt Neugier und Spannung auf das, was nun kommen wird. Setzen Sie die Spannungspause dann ein, wenn Sie z. B. einen neuen (Fach)-Begriff einführen, oder einfach das betonen möchten, was Ihnen an Ihrer Aussage besonders wichtig ist.

2. Wirkpausen
Diese werden NACH dem Wort gehalten, das Sie betonen möchten. Durch die Wirkpause kann das Gehirn Ihrer Zuhörer prüfen: Kenne ich das Wort? In welchem Kontext habe ich das schon einmal gehört? Was bedeutet es – grundsätzlich und mir persönlich? Was verbinde ich damit? Sie sehen – hier in der Wirkpause passiert ganz viel. Unser mentales Lexikon ist dankbar für diese Pause und arbeitet auf Hochtouren.
Setzen Sie diese Art von Pause besonders dann, wenn Sie z. B. Fachbegriffe einführen.

Natürlich können Sie auch beide Pausenarten kombinieren – insbesondere dann, wenn Sie die Spannung weiter erhöhen möchten. Nutzen diese Pausen als Werkzeug für Ihre Stimmdynamik

Wie lang darf eine Pause „ausgehalten“ werden? Was ist das richtige Maß? Denken Sie daran, dass Ihnen als Redner die Pause ungleich länger vorkommt, als Ihren Zuhörern – die reale Pausenzeit nicht mit der gefühlten Pausenzeit übereinstimmt. Probieren Sie es aus. Experten vermuten, dass hier der Faktor 5 zählt. Die Pause, die Sie in der Präsentation halten, kommt Ihnen selber 5 mal länger vor als Ihrem Zuhörer. Je länger Sie die dramaturgische Pause aushalten, desto wichtiger ist es, durch Blickkontakt und körpersprachlichen Präsenz dem Publikum zu zeigen, wie wichtig es ist, was Sie gleich, nach der Pause, sagen werden.