Lampenfieber bekämpfen: Die besten Tipps aus der Praxis

Lampenfieber: Was steckt dahinter?

Fragen wir unsere Teilnehmer, wie sie ihr persönliches Lampenfieber erleben, erhalten wir die unterschiedlichsten Antworten: Ein hohes Maß an Nervosität, heftiges Kribbeln, Schwitzanfälle, zittrige Stimme, trockener Mund, rote Flecken am Hals, flacher Atem, Herzrasen, vermehrter Harn- oder Stuhldrang…und… und… und… Eine lange Liste mit lästigen Symptomen, unmittelbar körperlich spürbar und nicht mehr mit dem Verstand zu bändigen – für viele Stress pur.

Und das ist auch die körperliche Ursache für unser Lampenfieber: Der Körper schüttet Stresshormone aus. Diese sind verantwortlich für die vielfältigen Symptome, die wir Lampenfieber nennen. Das körpereigene Programm, das dahintersteht, ist ein sehr altes, archaisches. Wir „beamen“ uns gedanklich zurück in eine Zeit, in der wir Menschen noch in Höhlen lebten, als Jäger und Sammler unterwegs waren. Die Neandertaler waren sehr aufmerksam in der Bewertung der Dinge um sie herum. In ihrer Welt war das überlebenswichtig. Nähert sich ein unbekanntes, großes Tier, gibt es ein erstes Blitz-Warnsignal an das Gehirn: „Achtung!“. In den nächsten Sekundenbruchteilen gilt es zu entscheiden: Weglaufen? Angreifen? (flight-or-fight?) Egal für welche Variante sich der Neandertaler entscheidet: Für beides, für den Angriff oder die Flucht, benötigt er ganz schnell ganz viel Energie. Die erhält er durch das Stresshormon Adrenalin, das nun ausgeschüttet wird. Das Adrenalin macht ihn blitzschnell aufmerksam, hellwach und handlungsfähig. Der Körper ist bereit, zu kämpfen oder um sein Leben zu rennen.

Und wie so oft im Leben kommt es auch hier auf die richtige Dosierung an: Eine zu große Angst vor dem, was vor uns steht, kann auch zu Schockstarre und Angstlähmung führen. Übertragen wir diesen Zustand auf die Bühne, ist es das berühmte „Blackout“, vor das sich viele fürchten. Dann sprechen wir nicht mehr von Lampenfieber, sondern von echter Redeangst.

Auch wenn es in unserer Welt heute nicht mehr um unsere bloße Existenz geht: Das dahinterliegende Überlebensprogramm ist das gleiche. Stressauslöser sind nach wie vor Bewertungsfragen. Früher ging es darum, dass WIR aus Überlebensgründen blitzschnell Situationen  bewerten. Auf der Bühne hingegen ist es allerdings oft genau umgekehrt: Stressursache ist oft die Bewertung der Situation durch ANDERE. Wie werden wir ankommen? Wie werden die anderen die Präsentation finden? Wird der Kunde nach dem Pitch den Vertrag unterzeichnen? Was werden nach meiner Rede meine Kollegen sagen?

Über die Leistung und den Erfolgsgrad entscheiden also nicht mehr wir, sondern die anderen. Damit ist Lampenfieber reiner Bewertungsstress. Und genau das kann den individuellen Stresspegel noch verstärken: Denn es liegt nun mal nicht in unserem 100%igen Einflussbereich, wie wir und unsere Leistung von anderen bewertet werden. Wir können unser Bestes geben, uns anstrengen, uns mühen – wir werden es aber nie komplett in der Hand haben und kontrollieren können.

Welche Ursachen kann Lampenfieber haben?

Wie stark wir diesen Bewertungsstress fühlen und fürchten, ist individuell sehr verschieden. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben:

Übersteigerte Anspruchshaltung/Streben nach Perfektion

In unserer Trainer-Praxis erleben wir es immer wieder, dass viele Menschen ihren Anspruch an sich selbst sehr, sehr hochschrauben. Und nicht konkretisieren. In dieser Kombination wird es schwierig, mit der eigenen Performance zufrieden sein zu können, das steigert die Nervosität und das Lampenfieber.
Folgende Fragen werden gerne vergessen:

  • Was genau möchte ich mit meiner Präsentation/meinem Auftritt erreichen?
  • Was soll beim anderen hängenbleiben?
  • Was muss passieren, damit ich persönlich zufrieden bin?
  • Welche Rolle möchte ich heute ausfüllen? Wann fühle ich mich stimmig und authentisch?

Diese Fragen sollten vor dem Auftritt klar sein. So wird unsere Leistung für uns selbst überprüfbar. Und der Regler in der Leistungsbeurteilung verschiebt sich in Richtung ICH.

Unsere Überzeugungen/Glaubenssätze

Was denkt „es“ in uns zum Thema Präsentation, Selbst-Inszenierung, Auftritt? Vieles von dem, was unser Verhalten und innere Einstellung heute ausmacht, ist stark von unserer Herkunftsfamilie geprägt. So entstehen innere Überzeugungen, an denen wir uns orientieren können, die uns leider aber auch hemmen und limitieren. Vielleicht kennen Sie den einen oder anderen Satz?

  • „Trag die Nase nicht so hoch“
  • „Man kriegt nichts geschenkt“
  • „Das hätte ich Dir gar nicht zugetraut…“

Wichtig im ersten Schritt ist es, diese Glaubenssätze zu identifizieren, da sie oft unbewusst wirken.

Negative Erfahrungen

Wir alle erinnern uns an Szenen, in denen wir im Mittelpunkt standen, alle Augen auf uns gerichtet waren und wir ein starkes Gefühl von innerer Unruhe oder Nervosität hatten. Wenn Sie nun Bilder im Kopf haben, wo Sie alleine im Schulzimmer in der Ecke stehen mussten oder andere Kinder bei einer falschen Antwort im Klassenzimmer lachten – dann sind Sie nicht alleine. In diesen Situationen wurde unser Ur-Bedürfnis nach Zugehörigkeit ignoriert. Ein Seminarteilnehmer erzählte von seiner Abitur-Rede, die er in seinem Jahrgang halten durfte. Auf Empfehlung eines Menschen, der es offensichtlich schlecht mit ihm meinte, entschied er sich für einen humorigen Einstieg in die Rede. Nur leider kam dieser Humor im Publikum überhaupt nicht an – diese Erfahrung hat der junge Mann bis heute als Blamage gespeichert.

Unsere Erinnerung hütet solche Erfahrungen sehr zuverlässig und teilt sie dann wieder bereitwillig mit uns – in den ungelegensten Momenten.

Wenig Übung/Vermeidungshaltung

Es mag wie eine Binsenweisheit klingen: Der Grund für Lampenfieber kann auch daran liegen, dass Sie bisher wenig Gelegenheit hatten, auf der Bühne zu stehen, Präsentationen zu halten, Gespräche zu moderieren. Je mehr Erfahrung Sie sammeln, desto stärker kann Ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sein. Je mehr Präsentationen Sie gehalten haben, desto näher kommen Sie sich selbst und erhalten eine „innere Referenz“ für folgende Aspekte:

  • Wie klingt meine Stimme, wenn ich längere Zeit rede?
  • Wieviel Schritte kann ich gehen, bis die nächste Wand/Flipchart/Metaplanwand kommt?
  • Wie reagiere ich innerlich, wenn eine Person im Publikum mich nicht anguckt?
  • Was steht auf Folie 3?

Immer wieder erleben wir in der Trainer-Praxis, dass Menschen aktiv jede Situation vermeiden, in denen sie üben könnten. Die sich freuen, wenn der Kollege/die Kollegin die Präsentation übernimmt. An diesem bestimmten Tag leider Urlaub haben. Sich vor dem Chef in das „vom-Thema-keine-Ahnung-haben“ hineinreden, nur um nicht präsentieren zu müssen. Und sich dann wundern, dass sich keine Routine einstellen mag.

Lampenfieber analysieren: Welche Erfahrungen haben Sie? Der erste Schritt: Fragen zur Selbstreflexion

Ein Patentrezept gegen Lampenfieber – Sie ahnen es schon – gibt es nicht. So unterschiedlich die Symptome sein können (Zittern, Schweißausbrüche, Unruhe, allgemeine Nervosität, Schlaflosigkeit…) so unterschiedlich bewerten wir diese auch – von unangenehm bis vollkommen inakzeptabel.

Wichtig ist, dass Sie sich im ersten Schritt gut einschätzen können. Denn vor dem „selbstbewussten“ Auftritt steht das Selbst-Beobachten und reflektieren.

Machen Sie einmal eine Bestandsaufnahme:
Welche positiven oder negativen Erfahrungen haben Sie eigentlich konkret mit Lampenfieber gemacht?
Welche Schlüsselszenen sind Ihnen in Erinnerung?
Welche Auftritte haben Sie als positiv empfunden?

Wichtig ist, dass Sie hier den Fokus nicht auf traumatische Erlebnisse legen, auf die Situationen, in denen Sie von Scham bis Schuld die komplette Klaviatur von Unzulänglichkeit gespürt haben. Bitte lassen Sie sich von Ihrer Neugier treiben. Tauchen Sie ein in die Haltung eines Nicht-Wissenden, der eine interessante, spannende Fährte aufgenommen hat. Der Rückblick soll Ihnen vielmehr helfen, die positiven Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Auftrittsfieber herauszufinden.

Nehmen Sie sich ganz bewusst einige Minuten Zeit. Ungestört. In einer bequemen Haltung. Evtl. legen Sie ein Notizzettel mit Stift bereit. Mögliche Reflexionsfragen sind:

  • Was kann ich gut auf der Bühne? Welche positiven Auftrittserinnerungen habe ich?
  • Wann fühle ich mich nicht sicher auf der Bühne? Welche Situationen sind das?
  • Wie möchte ich auf der Bühne eigentlich wirken? Was soll beim anderen über mich „hängenbleiben“?
  • Was habe ich bisher gegen mein Lampenfieber unternommen, das mir einmal wirklich geholfen hat?

Lampenfieber überwinden: Wann ist der beste Zeitpunkt, am Lampenfieber zu arbeiten?

Lampenfieber_tol

Immer wieder werden wir gefragt, wann denn nun der optimale Zeitpunkt ist, fiebersenkende Maßnahmen durchzuführen. Am Abend vor dem Auftritt? Kurz bevor wir auf die Bühne klettern? Oder am besten schon prophylaktisch an dem Tag, an dem ich von meiner bevorstehenden Präsentation erfahre?

Grundsätzlich teilt sich die Zeit Ihres Auftritts /Ihrer Präsentation ganz grob in 3 Sequenzen:
Vorbereitungsphase inkl. Generalprobe, Durchführung/Präsentation sowie die Nachbereitung.
Viele konzentrieren sich vor allem auf die reine Phase der Durchführung – natürlich, weil hier gefühlt für viele die Fieberkurve am höchsten Punkt ist. Doch an Lampenfieber und dem Abbau von Nervosität können wir auch arbeiten, wenn es noch einige Tage hin ist bis zum großen Auftritt.

Unsere Empfehlung: Wenn Sie sich inhaltlich auf den Vortrag/Präsentation vorbereiten, lassen Sie direkt auch Übungseinheiten gegen Lampenfieber mit einfließen. So werden Sie langsam aber sicher immer souveräner im Umgang mit den Techniken und können sie kurz vor dem Auftritt auch wirklich abrufen. Konkret: Wenn Sie Ihre Power-Point-Folien erstellt haben und Sie die Präsentation üben, denken Sie auch daran, nicht nur die Inhalte zu üben, sondern auch Übungszeiten für alles, was Ihnen Sicherheit gibt, einzuplanen. Ganz bewusst. Und auch aktiv durchführen, nicht nur theoretisch „mit dran denken“: Führen Sie die Lampenfieber-Übungen ganz bewusst durch und denken Sie daran, auch bei der Erstellung des Zeitplans. Unabhängig davon, für welche konkrete Maßnahme gegen Ihr persönliches Lampenfieber Sie sich entscheiden.

Lampenfieber bekämpfen: Welche konkreten Maßnahmen gibt es?

Um Lampenfieber entgegenzusteuern, gibt es verschiedene Strategien. Natürlich gibt es kein Garantie-Versprechen für diese oder jene Maßnahme – allerdings können sie Hilfestellung und Unterstützung sein. Viele Bühnenkünstler berichten, dass Lampenfieber sie ein Leben lang begleitet – sie die Intensität mit bestimmten Übungen allerdings steuern und verändern können.

Um herauszufinden, welcher Maßnahmen-Katalog Ihnen am meisten hilft, probieren Sie die verschiedenen Techniken aus. Bei manchen Menschen wirken bestimmte Techniken isoliert, andere brauchen eine bestimmte Kombination. Am besten Sie probieren es für sich aus. Und denken Sie daran, auch die Werkzeuge aus dem Koffer „Sofort-Maßnahmen-vor-dem-Auftritt“ vorab in Ihre Übungspraxis mit aufzunehmen – in einer Vorbereitungsphase vor dem Auftritt. So können Sie sicherer sein, dass Sie in der Stress-Situation diese auch umsetzen/abrufen können. Suchen Sie sich die Technik aus, die Ihnen am ehesten entspricht. Wichtig ist, die Übungen regelmäßig zu praktizieren, so, als wollten Sie die Bewegungsabläufe einer neuen Sportart ergründen. Halten Sie Ihre Übungspraxis mindestens 10 Tage durch.

Selbsthilfemethoden im Umgang mit Lampenfieber

Körperbezogene Strategien gegen Lampenfieber

Atemtechniken

Atem ist Leben. Mit dem Atem versorgen wir unseren Körper mit Sauerstoff. Und können körperliche und auch mentale Zustände beeinflussen. In vielen Meditationsrichtungen spielt der Atem (Atem-Beobachtung, Atemkontrolle) daher eine zentrale Rolle.
Im Mittelpunkt steht die tiefe Bauch- und Flankenatmung (Zwerchfellatmung).
Was wir gelernt haben – und sicher auch gut aussieht – ist die alte Regel: „Bauch rein – Brust raus“. Mit dieser Art des Atmens aktivieren wir vor allem die Zwischenrippenmuskeln – und nicht das Zwerchfell. Außerdem können wir weniger Luft aufnehmen als bei der tiefen Bauchatmung, es entsteht schneller das Gefühl, „keine Luft mehr zu bekommen“.
In unserer normalen Ruheatmung erleben wir in der Regel einen gleichmäßigen Atemrhythmus von Ein- und Ausatmen. In Stresssituationen ändert sich jedoch unsere Atmung. Dabei ist vor allem die Muskulatur im Brust- und Schulterbereich aktiv („Hochatmung“). Die Atmung wird flacher und schneller. Um Spannungen zu lösen achten wir auf eine Atmung, die vom Zwerchfell ausgeht. Dabei bleibt der Schulterbereich absolut ruhig. Die Bauchdecke wölbt sich beim Einatmen leicht nach außen und eine Dehnung in den Flanken ist spürbar.
Übung:
Lassen Sie nun im Stehen die Luft durch Ihre Nase einströmen und atmen Sie auf ffff wieder aus. Legen Sie eine Hand auf den Bauch und stellen Sie vor, Sie würden in die Hand atmen.
Sie können die Übung erweitern, indem Sie das ffff auf mehreren Schüben ausatmen.
Zuerst zwei, dann drei, bis zu vier Schüben pro Ausatmung.
Also:
ffff – ffff – ffff – ffff

Stressabbau durch Fitness-Training

Lampenfieber ist rein physiologisch gesehen: Stress. Der alarmbereite Körper schüttet Stresshormone aus, Noradrenalin und Adrenalin sind hier die wesentlichen Stress-Treiber. Viele Redner fallen dadurch auf, dass sie vor Ihrem großen Auftritt im Backstagebereich unruhig hin- und herlaufen. Sie steuern damit intuitiv gegen ihren Stress an. Denn bei Bewegung schüttet der Körper weitere Hormone aus, die Stresshormone neutralisieren: Endorphine und Serotonin. Daher hilft Sport und Fitness gegen den Lampenfieber-Blues. Und auch hier gilt: Welche Sportart wem am besten hilft, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die einfachste Regel lautet: Nimm die Sportart, die Dir Spaß macht!
– Yoga und Qi-Gong inklusive Entspannungsfaktor
– Tanzen – von Samba bis Squaredance in der Gruppe
– Joggen, Walken, Schwimmen, Radfahren, Tennis, Ballsport, Fitnessclub

Embodiment-Techniken: Power-Posing

Schon Charlie Brown wusste es: Wenn Du von Deiner Niedergeschlagenheit länger etwas haben möchtest, musst Du nur eine bestimmte Körperhaltung einnehmen. Was in die eine Richtung funktioniert, funktioniert zum Glück auch in die andere Richtung. Die amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy nennt es „Power-Posing“. Eine aufrechte Körperhaltung, ein geöffneter Brustkorb, Arme in die Seite gestützt, Nase nach oben – allein die veränderte Haltung kann unsere Stimmung verändern.

Probieren Sie es aus: 2 Minuten in der Power-Position verharren. Sie werden die Veränderung, die positive Energie spüren. Amy Cuddy sagt dazu: „Fake it `till you become it“. Die moderne Embodiment-Forschung untersucht die Hypothese der Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche.

Progressive Muskelrelaxation

Diese Methode nach dem Physiologen Edmund Jacobson arbeitet mit der Grundannahme, dass innere Anspannung (z. B. Bühnen-Angst) mit einem erhöhten Muskeltonus verbunden ist. Auch hier gilt die Wechselwirkung von innerem Zustand und körperlicher Reaktion. Ein Muskel kann nur ENTspannen, wenn er vorab ANgespannt war. Daher werden bei dieser Methode systematisch verschiedene Muskelgruppen angespannt und wieder gelockert. Viele Theater-Schauspieler arbeiten mit dieser Technik vor ihrem großen Auftritt.

Mentale Strategien gegen Lampenfieber

Positive innere Bilder

Unsere geistige Vorstellungskraft ist eine für viele Menschen bewährte Strategie, unsere Einstellung in Bezug auf Lampenfieber zu verbessern. Da Sie nur bei uns im Kopf passieren, bleiben sie nach außen hin unbemerkt. Es ist eine Gedanken-Reise, ein Kopf-Kino, das von außen unbemerkt durchgeführt werden kann. Es ist eine Art Programmierung auf Siegersituationen. Wir visualisieren uns innere Bilder, die uns in kraftvollen, erfolgreichen, energiegeladenen positiven Erfolgssituationen zeigen. Und mehr noch als zeigen: Wir begeben uns als innerer Betrachter ganz in dieses Bild hinein, lösen uns von einer rein visuellen Bild-Betrachtung und geben uns allen Sinnen hin. Was genau hören wir in der Situation, welche Geräusche, Klänge, Stimmen sind da? Wie fühlt sich mein Körper an? Kontakt zum Boden? Worauf schauen wir? Welchen Geschmack erlebe ich auf der Zunge? So beziehen wir alle Sinne mit in die Betrachtung mit ein, dadurch wird die Imagination verstärkt.

Gedanken-Reisen zur Kraft-Quelle

Gehen Sie auf Reisen. In Ihrer Phantasie. Lassen Sie sich darauf ein und imaginieren Sie sich Orte, an denen Sie sich sicher, geschützt, stolz, selbstbewusst und frei fühlen können. Die positive Kraft und Energie dieses Ortes werden für Sie eine Ressource, eine Kraft-Quelle sein. Am leichtesten funktioniert das, wenn Sie durch diese imaginäre Reise geführt werden. (Kaufen Sie sich am besten eine von Profis entwickelte und aufgenommene CD. Achten Sie darauf, dass Sie dem Stimmklang gut folgen können. Nicht selten haben die Gedanken-Reisen nicht funktioniert, weil der Anwender mit der Stimme des Sprechers schlecht zurechtkam.)

Je öfter Sie sich auf eine gedankliche Ressourcen-Reise begeben, desto leichter wird es Ihnen fallen, auch in der Stress-Situation sich schnell „hineinzubeamen“ und die zauberhafte Kraft dieses geheimnisvollen Ortes in das Hier und Jetzt (also Ihre persönliche Lampenfieber-Situation) zu holen.

Stille Meditation/Achtsamkeitsmeditation

Einssein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein – in der Meditation darf der unruhige Geist sich beruhigen und sammeln. Meditationen haben uralte Traditionen, über die verschiedenen Kulturen und Religionen hinweg. Die Stille Meditation und die Achtsamkeitsmeditation gehören zu den sogenannten passiven Meditationen (weil Sie i. d. R. im Sitzen praktiziert werden). Bei regelmäßiger Übungs-Praxis helfen Meditationen, den Stress-Situationen gelassener zu begegnen.

Autogenes Training

Das Autogene Training ist eine autosuggestive Methode, womit wir innere Anspannung regulieren können. Innere Gedanken, sog. „Grundformeln“ werden vorgesagt und versucht, sie in eine spürbare Körperlichkeit zu übersetzen (Bsp.: „Mein linkes Bein wird schwer). Autogenes Training heißt „Training“: dies impliziert, dass es einige Übungssequenzen voraussetzt, um es wirksam im Einsatz gegen Lampenfieber einsetzen zu können. Um Erfolge festzustellen sollte auf eine Skalierung von 1-10 der Ausgangspunkt („So stark empfinde ich das Lampenfieber“) mit einem Zielpunkt („Nach meiner Übungspraxis möchte ich auf dem Skalenwert xc sein, dann bin ich zufrieden“) verglichen werden.

Das Publikum dekorieren

Dies ist eine Technik, die wir während des Auftritts einsetzen können. Im Kontakt zum Publikum erleben wir immer wieder, dass wir im Blick bei den Menschen „hängenbleiben“, die uns eindeutig sehr zugetan sind. Sie nicken, lächeln, schauen uns offen an. Das tut gut, gibt Energie, spornt an. Leider gibt es auch Präsentationen, wo solche „Energiespender“ gänzlich fehlen. Umgeben von miesepetrigen Gesichtsausdrücken wird es uns mehr als schwerfallen, fröhlich mit der Präsentation fortzufahren.
Der Trick: Setzen Sie doch imaginär einen Energiespender auf einen freien Stuhl. Stellen Sie sich ihn/sie genau vor: Wer ist diese Person? Wie sitzt sie in dem Stuhl? Wo sind die Hände? Wie ist die Beinstellung? Wie breit lächelt sie Sie an?
Es sind alle Menschen, Lebewesen aber auch Dinge geeignet, die Ihnen guttun. Und wenn es Ihr geliebter Hund ist, der freudig auf dem Stuhl sitzt.
Wichtig ist, das Publikum positiv aufzuladen, von Negativ-Szenarien („Wir stellen uns den Geschäftsführer einfach im Tutu vor“) halten wir von momentum nichts.

Autosuggestionen/positives Selbsteinreden

Reden Sie sich doch einmal Mut zu. So, wie Sie es mit einem guten Freund/Freundin machen würden. Bauen Sie sich doch zur Abwechslung einmal selber auf. Probieren Sie Sätze, die zu Ihnen /Ihrer Situation/Ihrem Umfeld passen.
„Ich schaffe das!“
„Ich werde das von mir gesteckte Ziel erreichen!“
„Ich nehme jede Hürde!“
„Dafür, ja dafür setze ich mich ein!“

Strukturelle-organisatorische Strategien gegen Lampenfieber

Durchlaufprobe, Anspielprobe, Hauptprobe: Üben, üben, üben.

Gehen Sie vorab Ihre Präsentation/Ihren Vortrag Schritt für Schritt durch. Natürlich lesen Sie sich dabei kein Manuskript vor, sondern arbeiten mit Stichworten. Denn beim reinen Vorlesen kann schnell eine monotone und wenig lebendige Stimm-Melodie entstehen. Üben Sie besser mit Stichwortzetteln, die die wichtigsten Kernaussagen enthalten.
Tipp: Machen Sie Ihr Stichwort verständlicher, nachvollziehbarer durch ein Verb, das Sie hinter das Stichwort setzen. Beispiel: Unser Stichwort heißt „Datenschutzmaßnahmen“. Was genau ist damit gemeint? Ein Verb schafft Klarheit: „Datenschutzmaßnahmen budgetieren“, „Datenschutzmaßnahmen integrieren“, „Datenschutzmaßnahmen kontrollieren“… .

Inhaltliche Vorbereitung/Expertenstatus

Machen Sie sich zum Experten für Ihr Vortragsthema. Lesen Sie sich ein, stellen Sie Fragen, werden Sie Wissender. Oder haben Sie einen Auftritt als Schauspieler? Lernen Sie Ihren Text, seien Sie textsicher. Das ist die Basis Ihres Auftritts. Je sicherer Sie sind in dem WAS Sie sagen, desto mehr können Sie sich ganz auf das WIE konzentrieren. Das mag banal klingen, aber unsere Trainerpraxis zeigt, dass viele Menschen im Business-Alltag sich die Zeit für eine inhaltlich optimale Vorbereitung nicht nehmen.

Rituale

Schauspieler wünschen sich mit einem herzhaften „Toi Toi Toi“ Glück für den nächsten Auftritt. Zum guten Ton gehört es auch, dass der so Angesprochene sich nicht bedanken darf. Warum das so ist, wird kaum noch hinterfragt. Es wird als Ritual vor dem Auftritt gelebt. Viele professionelle Bühnenkünstler erzählen, was sie kurz vor dem Auftritt ritualisiert tun. Von Dehnübungen, Kurz-Meditationen, Zähneputzen, Klopftechniken, Gebete…Rituale geben uns Sicherheit, sind verlässliche Partner in einer Stress-Situation. Die immer gleichen Abläufe bringen Struktur in das gefühlte Chaos.

Folgende Themen könnten Sie auch interessieren:

News Now
Weg von abgenutzten Floskeln.
DER Newsletter für erfolgreiche Kommunikation.
  • Wieso, weshalb, warum? Kommunikation verstehen und verbessern
  • Wertvolles Wissen zu professioneller Rhetorik und Kommunikation
  • Praxistaugliche Tipps von DVCT-zertifizierten Coaches
Abbildung des momentum Ratgebers.
Gratis-Ratgeber für Newsletter-Abonennten mit exklusiven Inhalten auf 64 Seiten